Extrawurst

Meine Kinder essen nicht so gerne das, was ich gerne esse. Eine Zeitlang habe ich ihnen immer etwas extra gemacht. Zum Beispiel habe ich ein paar Nudeln zurück gehalten und nicht in den Auflauf getan. Oder ich habe halt eine Portion Bratkartoffeln zusätzlich gemacht.

Aber jetzt nicht mehr.

Jetzt mache ich die Extrawurst mir.

"Was gibt es heute?", rufen sie.

Und ich antworte zufrieden: "Nudeln mit Ketchup." Oder "Bratkartoffeln pur." Oder irgendein anderes Minimalgericht, von dem ich weiß, dass es ihren Geschmack trifft. Ohne Murren essen sie es.

"Was ist das denn?", fragen sie mit einem angewiderten Gesicht, als sie dann meinen Teller sehen.

"Überbackener Spitzkohl", antworte ich noch glücklicher. Oder "Rote-Bete-Salat." Oder "Sellerieschnitzel."

Ich liebe mein Essen und kann es genießen, weil ich gar nicht erst erwarte, dass sie etwas davon essen. Vielleicht lasse ich sie mal irgendwann probieren. Aber noch mache ich mein Essen so scharf, dass ich weiß, dass ich es nicht mit ihnen teilen muss.

Und mal ehrlich. Ich habe das doch in ihrem Alter auch nicht gegessen. Aber leise wird sich die Überzeugung in sie hinein schleichen, dass Gemüse etwas Tolles sein muss, weil ich es mir immer extra mache und so gerne esse. Hinterlistig, was?

Comments

Hallo

Hallo Eva

Bin zufaellig ueber deine Seite gestolpert (naja, nicht ganz so zuefallig, ich habe alte Bekannte gegoogelt...).
1. Toll dass du schreibst! Ich versuch's momentan noch mit der Wissenschaft, aber ich sehe die Anziehungskraft der Alternativen...
2. Unsere Kinder sind genauso. Zu allem Ueberfluss hat die Grosse jetzt auch noch beschlossen, dass sie keinen Ketchup mag (nachdem sie erfahren hat, dass da Tomaten drin sind). Wir haben das die "beige-und-homogen-Phase" genannt und hoffen, dass es irgendwann vorbei geht ;-).

Gruesse aus England (mittlerweile)
Martin

Cooler Ansatz. Hach, wenn ich

Cooler Ansatz.
Hach, wenn ich die Zeit hätte. Bin ja immer froh, wenn ich überhaupt zum Kochen komme...
Wobei ich ja immer am besten fahre, wenn Jakob das Gefühl hat, mitgekocht zu haben. Dann mag er auch Gemüs'.
Wobei das schlimmste war ja der Wechsel zur Schule. Plötzlich haben ihm seine Klassenkameraden und auch -innen eingeredet, dass Gemüse, Äpfel und so was schrecklich sei. Vorher alles gar kein Problem. Umstellungsschwierigkeiten vorprogrammiert.
Kai